MARVEL’S AVENGERS im Test: Grosses Kino zum Spielen…

Dass Comic-Spiele ein heisses Eisen sind, wissen unzählige Spielentwickler nur zu gut. Nicht selten muss viel Geld in die Hand genommen werden, um eine wertvolle Franchise zu lizenzieren. Geld das dann eben oft in der Entwicklung fehlt. Seit Sony’s 2018er Spielerfolg «Spider-Man» besteht aber Hoffnung- das Game war spielerisch und finanziell ein Erfolg.  Seit 2019 AVENGERS angekündigt wurde, stiegen die Hoffnungen          der Fangemeinde mit jedem neuen Trailer. Diverse Beta-Tests folgten- mit gemischten Resultaten- nun aber ist das finale Spiel auf dem Markt und es ist… lest selbst:

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Gleich zu Beginn muss man sich zwischen der Einzelspielerkampagne und dem Multiplayer-Modus entscheiden. Empfohlen wird die Kampagne und dieser Empfehlung kann ich mich nur anschliessen. Eine kleine Warnung vorweg: Die titelgebenden Comichelden entsprechen nicht den aus dem Kino bekannten Figuren. Wer also erwartet mit einem digitalen Chris Hemsworth oder Scarlett Johansson in den Kampf zu ziehen, wird enttäuscht sein.

Zum Spielstart besucht man in der Haut von Kamala Khan eine Fan-Convention für die Avengers. Doch während der Präsentation eines neuen Hauptquartiers inklusive eigenem Helicarrier greifen Terroristen an. Halb San Francisco wird in Schutt und Asche gelegt, ein mysteriöser Nebel verwandelt Menschen in Inhumans (eine Art Superhelden) und Captain America stirbt vermeintlich in den Ruinen.

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Kamala wird durch den Nebel zu einem Gummimenschen mit Superkraft und lebt im Versteckten. Denn kurz nach dem Terroranschlag hat eine neue Organisation namens A.I.M. die Arbeit aufgenommen. Mit Robotern will diese die Menschheit vor der angeblichen «Inhuman-Krankheit» heilen. Nachdem Kamala entdeckt hat, dass der Chef von A.I.M. hinter der San Francisco Attacke steckt und mutmasslich Captain America getötet hat, bricht sie auf, um die überlebenden Avengers zu vereinen und den Kampf gegen A.I.M. aufzunehmen…

 Die Kampagne macht Spass: In der Haut von Hulk berserkerartig Horden von Gegnern zerstampfen, als Iron Man mit allerlei Gadgets zurückschlagen oder als Ms. Marvel (Kamala) Gummifäuste verteilen- eine Riesengaudi. AVENGERS ist ein sogenannter Brawler: Wie schon in den 80er Jahren prügelt man sich durch schier endlose Gegnerhorden, unterbrochen bloss von Zwischen- und Endgegnerkämpfen. Das funktioniert auch 2020 noch sehr gut, aber beinhaltet auch eine gewisse Monotonie. Gerade weil der Standard-Schwierigkeitsgrad nicht sehr hoch ist, sollte man immer wieder mal eine Pause einlegen, um sich nicht über den repetitiven Charakter zu nerven.

Grafisch gibt sich das Spiel kaum eine Blösse, nur gerade bei wirklich grossen Gegnermassen zwingt es die Bildrate in die Knie. Ansonsten sind sowohl Spielfiguren, Effekte und auch die Landschaften von durchwegs hoher Qualität und abwechslungsreich und ansprechend. Crystal Dynamics und Square Enix haben angekündigt, dass das Spiel bei Erscheinen der PlayStation 5 und XBOX Next Gen automatisch verbessert würde- man darf gespannt sein, was sich dann ausser der Auflöung und Bildrate ändern wird.

Kurz: Die Einzelspielerkampagne liefert unterhaltenden Comic-Spielspass für rund 12 Stunden. Kommen wir zum Mehrspielermodus: Avengers Endgame.

Die Spielmechanik im Multiplayermodus ist dieselbe: In der Haut verschiedener Marvel-Heldinnen und Helden bekämpft man hordenweise AIM-Schergen oder Endgegner. Zu Beginn sind die Missionen in verschiedensten Umgebungen angesiedelt, enden aber so gut wie allesamt in einer fast identischen, grauen AIM-Basis. Das nagt auf die Dauer ganz gewaltig an der Motivation, zumal auch das Gameplay selbst auch eher von der simplen Art daherkommt.

Im Kern ist der Endgame Modus ein klassischer Loot-based Multiplayer. Das bedeutet, dass man gemeinsam mit anderen Spielerinnen und Spielern Mission für Mission absolviert und dabei fleissig Boxen mit Ausrüstungsgegenständen sammelt, welche dann wiederum mit steigender Spielerfahrung nochmals verstärkt werden können. Parallel dazu entwickelt man auch die Spielfiguren weiter und schaltet neue Fähigkeiten frei. Hier haben sich die Entwickler leider nicht wirklich viel einfallen lassen, sodass die Langzeitmotivation in der aktuellen Version eher tief sein dürfte.

Zudem leidet das Gameplay immer wieder unter nervigen Bugs: Mal drehen sich die Figuren im Kreis, mal springen sie wirr von Punkt zu Punkt und so weiter. Das ist zwar nicht matchentscheidend, ist aber trotzdem ärgerlich. Hier muss dringend mit einem baldigen Patch Abhilfe geschaffen werden.

Und so präsentiert sich AVENGERS als Gemischtwarenhandlung: Die Einzelspielerkampagne ist unterhaltend und ansprechend gestaltet, der Mehrspielermodus aktuell eher dürftig und arg monoton. Nichtsdestotrotz gibt es Hoffnung: Das Spiel ist als Langzeit-Projekt angelegt und verschiedene Beispiele aus der Spielewelt (z.B. The Division) haben gezeigt, dass derartige Spiele nach einigen Monaten massive Verbesserungen erfahren können und mit herunterladbaren Inhalten stark aufgewertet werden.

Für Marvel-Fans ist AVENGERS ein absolutes Muss. Und als Hinweis für Anhängerinnen und Anhänger von «Spidey»:  Spider-Man ist als Figur exklusiv nur für die PlayStation erhältlich.

Titel: Marvel’s Avengers

Plattform: PlayStation 4 (PS 5 Version enthalten)*, XBOX ONE (Series X enthalten)

PEGI: Ab 16 Jahren

Preis: ca. 70 Franken

*getestet

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