Schickt Stiller Has an den Eurosong Contest!

Manchmal lohnt sich der Blick in die Vergangenheit. Deshalb veröffentlichen wir erneut den untenstehenden Beitrag aus dem Jahr 2002. Seitdem hat die Schweiz den im Artikel skizzierten Weg beschritten und ist damit mehr oder weniger klar gescheitert. Doch der Artikel zeigt eine Alternative zu diesem Weg auf. Und in der Konklusion liegt der Artikel unserer Meinung nach immer noch völlig richtig.

Wo die wirklichen Defizite der Schweizer Vertretung am Eurosong Contest liegen

War Francine Jordi wirklich so schlecht oder ist es, weil wir nicht in der EU sind? Weder noch, behaupte ich, und konstatiere das Offensichtliche: Die Schweizer Vertreter am Eurosong Contest spielen nicht mehr das, was am Contest Erfolg hat.

Während mittlerweile praktisch alle Länder den Wandel der Zeit vollzogen haben, und poppigen Mainstream an den Contest schicken (der zwar meist grässlich tönt, aber eben Erfolg hat), scheint bei den Schweizern die Zeit still zu stehen: Das was Francine Jordi und alle ihre Vorgänger geboten haben, wäre vor zehn Jahren zumindest mittelmässig gut angekommen. Aber damals waren Chanson, Schlager und Volksmusik noch das bestimmende Mass am Contest. Der Unterschied zu heute ist eigentlich himmelschreiend – dass die Schweiz dies noch nicht bemerkt hat, und zur Erklärung ihres Versagens lieber unseren Nachbarländern «unfaires Verhalten» vorhält, die uns nicht genügend Punkte zuschieben, hat vielleicht mit derselben Borniertheit zu tun, weshalb viele Schweizer immer noch nicht eingesehen haben, dass die Schweiz ein Teil sowohl von Europa als auch der Welt ist. Dass Opportunisten dies ausnützen, und das regelmässige aus-allen-Rängen-fallen am Contest der fehlenden EU-Mitgliedschaft zurechnen, nützt aber auch nicht viel. Vielmehr sollten wir uns fragen, mit was für einer Art von Musik wir am Contest besser abschneiden könnten.

Und da eröffnen sich uns zwei Chancen: Die eine ist das Mitlaufen im Mainstream. Die TEARs könnten für die Schweiz genauso Punkte gewinnen wie DJ Bobo oder allenfalls sogar Gotthard. Freilich, einen Spitzenplatz könnten wir so nicht erreichen, da haben die ewigen Gewinner am Contest schon traditionellerweise bessere Chancen. Wenn schon auf dieser Schiene fahren, dann sollten also aussergewöhnliche Bands oder SängerInnen ausgewählt werden: Warum haben Abba zu ihrer Zeit derart glorios gewonnen? Weil sie sich deutlich von den anderen abgehoben haben. Zwar waren sie auch damals qualitativ nicht gerade spitzenmässig, dennoch konnten ihnen zwei entscheidende Qualitäten zugesprochen werden: Einerseits die erwähnte Besonderheit gegenüber den anderen Teilnehmern, und andererseits ein dennoch bestimmendes Mass an Mainstream-Orientierung. Dies ist das Erfolgsrezept von Gewinnern.

Da wie gesagt die Schweiz aufgrund ihrer schwachen Position am Contest sowieso nicht mit einem Spitzenplatz rechnen kann, könnte auch ein zweiter Weg begangen werden. Ein Weg, der zwar nicht massenhaft Stimmen garantiert, dafür aber das Wohlwollen oder vielleicht sogar die Achtung durch die Kommentatoren zur Folge haben kann: Schicken wir also das Aussergewöhnlichste, was die Schweiz zu repräsentieren vermag, an den Eurosong Contest. Und wer kommt da besser in Frage als Stiller Has? Kurios sind sie ebenso wie sie Erfolg haben. Mit ihnen könnte die Schweiz zwar auch keine Punkte gewinnen, dafür würde aber ganz Europa von uns sprechen – für einmal aber positiv …