GAMES – Neues aus der virtuellen Realität

Kurz bevor die digitalen Assistentinnen und Assistenten zum neuen grossen Ding ausgerufen wurden, hiess es noch « Die Zukunft heisst Virtual Reality ». Facebook investierte Milliarden in Oculus Rift und Sony lancierte sein PlayStation VR System. Im Hintergrund werkelte Microsoft an seiner AR-Variante Hololens und alle waren sich ihrer Sache sicher.

Mittlerweile ist es ruhig geworden um die virtuellen Brillen und die meisten Medien haben sich auf Alexa, Siri, Bixby (und wie all die digitalen Helferlein heissen), gestürzt. Doch abseits vom abgeklungenen Medienhype verkauften sich Millionen von VR-Geräten. Allein Sony verkaufte seit Markteinführung zwei Millionen Einheiten. Der langfristige Schlüssel zum Erfolg von Game-Hardware ist aber nach wie vor die Qualität (und Anzahl) verfügbarer Spiele.

Zwar erschienen kurz nach dem Release diverse unterhaltende Spiele wie Star Trek: Bridge Crew oder Job Simulator. Weitere gut gemachte Titel wie EVE: Valkyrie, Robinson: The Journey oder Until Dawn: Rush of Blood liessen erahnen, welche Möglichkeiten VR Spiele bieten. Mit Resident Evil 7 erschien dann das bisher beeindruckendste (und beängstigendste) Erlebnis. Danach wurde es wieder etwas ruhiger.

Jetzt lanciert Sony die grosse Charme-Initiative und präsentiert den Journalisten eine ganze Reihe neuer VR-Spiele. Auffällig ist, dass vor allem bekannte Marken aufs VR Konzept portiert wurden. Offensichtlich gehen die firmeninternen Marketing-Profis davon aus, dass bekannte Brands auch in der Virtual Reality Welt besser funktionieren als unbekannte.

Neues Futter für die PSVR

Mit von der Partie sind: Ein Prequel von Überrschaungs-Hit Until Dawn (The Inpatient), ein Remake von Skyrim (Skyrim VR) und eine Special Edition von Doom (Doom VR). Ebenso auf dem Präsentiertablett: ein Cyber-Sportspiel (SPARC) und eine überraschend gute Superhelden/Gott-Simulation namens MEGATON RAINFALL.

Nach eingehendem Test der Titel lässt sich festhalten: VR ist gekommen, um zu bleiben. Je mehr man sich auf die Spiele einlässt, desto immersiver wird das System. Mittlerweile haben die Entwickler es auch geschafft, die mit Virtual Reality stets problematische Steuerung auf ein funktionierendes Level zu entwickeln. Ein Problem, welches vor allem die allererste Generation von VR-Spielen plagte.

SKYRIM VR – das grösste Rollenspiel aller Zeiten mittendrin statt nur dabei

Das manifestiert sich sehr gut in SKYRIM VR. Eines der besten Rollenspiele aller Zeiten in Virtual Reality erleben zu können, klingt zunächst einmal nach einem uneinlösbaren Versprechen. Wenn man sich aber vor Augen führt, dass das Originalspiel vor sieben Jahren erschienen ist, wird klar, warum das Ganze ein doppelschneidiges Vergnügen ist. Ja, das Spiel ist auch in VR grandios und zeitlos gut in Sachen Story und epischer Dimension. ABER: Die Grafik verblasst gegenüber aktuellen Titeln ziemlich deutlich.

Und so ist es einerseits ein gelungener Recycling-Schachzug der Entwickler, ihr «altes» Rennpferd auf technisch limitierten Plattformen wie der Nintendo Switch und eben Sony’s VR System nochmals antreten zu lassen. Andererseits ist es eben auch ein wunderschönes Vergnügen, ein bekanntes Spiel neu (oder wieder) zu entdecken.

Steuerbar ist SKYRIM mit den Move Controllern oder dem Joypad. Glücklicherweise können diverse Elemente der Steuerung konfiguriert werden, sodass man am Besten selbst experimentiert. Anbetrachts der Grösse des Spieles empfiehlt sich eine Steuerungsart, welche einigermassen schnelle Fortbewegung zulässt – ansonsten kann man schnell einmal Jahre im Spiel verbringen auf dem Weg vom einen Dorf zum nächsten.

SKYRIM ist kein Demo-Spiel. Man legt es nichtMEGATON: RAINFALL ein, um Gäste zu beeindrucken. Vielmehr ist es eine Einladung, einen Klassiker der Spielewelt einmal in der Haut eines Bewohners oder einer Bewohnerin zu erleben. Und das ist ein unglaubliches Gefühl …

DOOM VFR – Dämonenjagd aus der Egoperspektive

DOOM VFR kommt von der spielerischen Klasse nicht ganz an SKYRIM heran. Dafür war auch das originale Spiel zu wenig anspruchsvoll in Sachen Handlung und Spielmechanik. Das will aber nicht heissen, dass das Spiel nicht bestens unterhält. Als Actionknaller zeigt DOOM VFR hervorragend, wozu Virtual Reality Technologie heute fähig ist. Steuerbar ist das Ganze mit Joypad, den Move Controllern oder dem Aim-Gewehr.

Anders als bei SKYRIM, beeindruckt man Neulinge mit einer Runde DOOM VFR zutiefst. Die Grafik ist flüssig und ziemlich detailliert und vor allem eines: höchst unheimlich. Wer die Serie kennt, weiss dass es in DOOM selten zimperlich zu und her geht, natürlich bildet auch die Virtual Reality Ausgabe keine Ausnahme und so fliegt einem der rote Lebenssaft neben allerlei Monstergliedmassen permanent um die Ohren. Wer ein Kind auch nur in die Nähe dieses Spieles lässt, darf die Therapiestunde beim Kinderpsychiater gleich buchen.

THE INPATIENT – in der virtuellen Klapsmühle

Das Prequel zu UNTIL DAWN, THE INPATIENT spielt rund 60 Jahre vor ebendiesem. Als Spielerin oder Spieler erlebt man die Geschehnisse rund um das unheimliche Blackwood Pines Sanatorium. Ein Arzt befragt einen, doch schon bald beschleichen einen erste Zweifel. Ist der Mann wirklich auf unserer Seite? Wem kann man trauen, was hat es wirklich mit dem Sanatorium auf sich – nach und nach erschliessen sich einem höchst unheimliche Wahrheiten.

THE INPATIENT lebt von einem ähnlichen Spielmechanismus wie sein Vorgänger UNTIL DAWN: Nach und nach müssen Entscheidungen getroffen werden, die den weiteren Spielverlauf grundlegend beeinflussen. Dieses Konzept geht auch in der virtuellen Welt prima auf- überhaupt funktioniert die Steuerung selbst mit Spracheingabe wunderbar.

Auch die Grafik ist ziemlich beeindruckend- die unheimlichen Figuren, die dunklen Gänge des Sanatoriums, alles ist hübsch ausgearbeitet und flüssig. Wo es allerdings harzt ist bei der Story und insbesondere dem Spannungsbogen. Das ist bei einem Spiel, welches die Geschichte derart in den Vordergrund rückt und fast gänzlich auf Action- und Schockmomente verzichtet, leider schon ein ziemliches Manko,

Richtig schlecht ist THE INPATIENT keinesfalls, aber wer einen tollen Einstieg hinlegt und bereits ein derart tolles Horror-Spiel geschaffen hat, muss sich auch an diesen Elementen messen lassen. Schade, hier hätte man viel mehr draus machen können …

MEGATON RAINFALL – einmal Superheld sein

MEGATON RAINFALL ist schon vor einiger Zeit erschienen, hat aber nichts von seiner Faszination eingebüsst. Als gottähnliches Superwesen wird man von seinem Schöpfer geschickt, um die Erde vor einer Alien-Invasion zu schützen. Fliegend kann jeden Punkt der Erde erreichen und dort allfällige angreifende Aliens zerstören. Als technische Demonstration ist das Spiel eine Wucht, hier erlebt man einmal hautnah und toll präsentiert, was mit Virtual Reality möglich ist.

Was nach einem supersimplen Arcade-Shooter klingt, hat allerdings einige wirklich tolle Ideen an Bord. Zunächst einmal kann man wirklich fast die gesamte Erde anfliegen und vor den bösen Aliens retten.  Ob London, New York oder Dubai- grosse Städte sind fast alle vorhanden. Auch spielerisch überrascht MEGATON RAINFALL: Die eigenen Laserstrahlen sind nämlich oft das grössere Problem als die Aliens selbst. Nicht selten trifft man daneben und tötet dabei unabsichtlich schnell einmal Hunderte von Menschen.

Als unterhaltsames Actionspiel für zwischendurch und zum Eindruck schinden bei Gästen ist MEGATON RAINFALL perfekt – nicht mehr und nicht weniger.

SPARC – Retro trifft Zukunft

SPARC ist zu guter Letzt eine Art VR Pong. Die beiden Spieler stehen sich ein einem Gang gegenüber und werfen elektrische Bälle auf die Wand hinter dem Oponenten, Schafft dieser es nicht, den Ball (oder die Bälle) zurück zu werfen, bekommt der Werfer einen Punkt. Was so einfach klingt – ist es auch. Das Prinzip ist schnell erlernt und die Steuerung klappt ebenfalls recht gut.

Für eine kurze Runde zwischendurch ist SPARC wunderbar. Daraus gleicht einen echten «Virtual Sport» ableiten zu wollen, ist aber wohl etwas hoch gegriffen und eher der Ideenwelt eines Sony Marketinggehirns denn einer E-Sportlerin entsprungen. Unterhaltend ist’s jedoch unbedingt …

Zusammengefasst: Virtual Reality ist wohl gekommen, um zu bleiben. Und das Lineup 2018 verspricht weitere spannende Titel und je länger Entwickler Zeit haben, auf einer neuen Plattform zu entwicklen, desto besser reizen diese in der Regel die Hardware aus und kitzeln wahre Grafikwunder, welche Spielerinnen der ersten Titel kaum für möglich gehalten hätten. Danke, Sony – bitte weiter so …

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